Es ist eine Frage der Haltung

Veröffentlicht am 25. Oktober 2025 um 08:05

Am Ende geht es nicht um Paragrafen, Verfahren oder Gutachten – es geht um Haltung.

Darum, wie Verantwortliche mit den Menschen umgehen, die ihre Entscheidungen tragen müssen. Und genau daran zeigt sich, was in Haßloch schiefläuft.

 

Seit Monaten erleben die Eigentümerinnen und Eigentümer im Sanierungsgebiet, was passiert, wenn Verwaltungshandeln von Formalismus, nicht aber von Verantwortung geprägt ist.

Man verschickt Ablöseverträge mit 14 Tagen Frist, vergisst dabei den Hinweis auf die Härtefallregelung, verlangt Zinsen für Ratenzahlungen – und nennt das Ganze dann „bürgerfreundlich“.

 

Haltung hätte bedeutet:

Transparenz von Beginn an.

Ehrlichkeit über Fehler.

Und den Mut, einzugestehen, dass 35 Jahre Verwaltungsversagen nicht innerhalb weniger Wochen auf dem Rücken der Bürger ausgebügelt werden können.

 

Doch stattdessen erleben die Betroffenen eine Verwaltung, die schweigt, eine Politik, die ausweicht, und eine Kommunikation, die suggeriert: „Alles ist unter Kontrolle.“

Nur: Nichts war je unter Kontrolle. Es fehlte Planung, Weitblick und Verantwortungsbewusstsein.

 

Die Haltung, die jetzt gefragt wäre, ist nicht juristischer Natur, sondern moralischer. Sie beginnt mit einem einfachen Satz:

„Es tut uns leid.“

Dieser Satz ist bis heute nicht gefallen – weder von der Verwaltung, noch von Bürgermeister Meyer, der für die Gemeinde die Verantwortung trägt.

 

Dass Bürgerinnen und Bürger sich heute selbst organisieren, Informationen zusammentragen und öffentlich Transparenz einfordern, ist kein Zeichen von Misstrauen – es ist Ausdruck von Selbstachtung.

Denn wer über Jahrzehnte Steuern, Gebühren und Beiträge zahlt, darf erwarten, dass mit diesem Geld sorgfältig, rechtssicher und respektvoll umgegangen wird.

 

Haßloch hätte die Chance gehabt, ein positives Beispiel zu werden – für ehrliche Aufarbeitung, offenen Dialog und ein neues Verhältnis zwischen Verwaltung und Bürgern.

Doch diese Chance wurde vertan.

 

Was bleibt, ist das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden.

Und eine Erkenntnis, die weit über Haßloch hinausgeht:

Politik und Verwaltung verlieren nicht an Vertrauen, weil Bürger zu kritisch sind – sondern weil sie zu oft erleben, dass Haltung durch Routine ersetzt wird.

 

Am Ende entscheidet nicht das Verfahren über Vertrauen, sondern der Charakter.

Und der zeigt sich immer dann, wenn es schwierig wird.